Geodätische Forschung
Referenzsysteme
Ein wesentliches geodätisches Element der Arbeitsgruppe sind die Beiträge zur Realisierung des Europäischen Referenzsystems EUREF, im Rahmen des EUREF Permanent Networt EPN.
Bereits seit 1996 werden diese Aufgaben in internationaler Kooperation an der Akademie wahrgenommen. Dazu werden die Beobachtungsdaten von permanent installierten GNSS-Referenzstationen im Gebiet des Mittelmeers, in Südeuropa und den Alpen als ein Teilnetz analysiert, um hochgenaue Koordinaten zu bestimmen. Da weitere Teilnetze von anderen Forschungseinrichtungen bearbeitet werden, erhält man nach der Kombination aller Teilnetze die Koordinaten eines großräumigen europäischen Referenzsystems.
Neben den aus GNSS-Verfahren abgeleiteten, rein geometrischen Referenzsystemen, beinhalten moderne geodätische Referenzsysteme auch physikalische Komponenten die mit dem Schwerefeld der Erde verknüpft sind. Dies sind die Größe der Erdschwere selbst, sowie die landläufig als Meereshöhen oder früher als Höhen über N.N. bezeichneten physikalischen Höhen. Die frühere Bayerische Erdmessungskommission hat mit ihren Arbeiten zur Realisierung beider Komponenten im europäischen Raum beigetragen. Heute werden globale oder nationale Schwerereferenzsysteme durch Messung des Absolutbetrags der Schwere an einzelnen Referenzpunkten realisiert. Mit den dafür verwendeten Freifallgravimetern lassen sich auch Eichstrecken für Federgravimeter einrichten. Die Arbeitsgruppe nutzt derartige Referenzstrecken und unterstützt deren Einrichtung bzw. Laufendhaltung im Rahmen ihrer gravimetrischen Arbeiten. Auch die Realisierung von Höhensystemen befindet sich an einer Epochenwende weg von den klassischen Nivellementnetzen der Landesvermessung hin zu einer punktweisen Höhenbestimmung mittels GNSS. Die Verknüpfung von GNSS-Höhen und Meereshöhen erfordert die genaue Modellierung einer horizontalen Bezugsfläche im Schwerefeld der Erde, dem Geoid. In verschiedenen Arbeiten zum Thema Schwerefeldmodellierung liefert die Arbeitsgruppe Beiträge zur präzisen Geoidberechnung und damit zur Realisierung moderner Höhensysteme.
Geodynamik
Ein weiteres Forschungsthema ist die Beobachtung von geodynamischen Prozessen, zum Beispiel auf Island mit Hilfe der Satellitengeodäsie.
Ähnlich wie bei dem Projekt EUREF werden dazu die Beobachtungsdaten von permanent installierten GNSS-Referenzstationen analysiert. Island ist charakterisiert durch seine Lage auf einer divergierenden Plattengrenze, dem Mittelatlantischen Rücken, mit einer Vielzahl von aktiven Vulkanen, Erdbeben und Gletschern. Mit der Bestimmung hochgenauer Koordinaten können diese einzelnen Prozesse nachgewiesen und anschließend interpretiert werden. Somit leisten diese Arbeiten einen wichtigen geowissenschaftlichen Beitrag.